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Die heute 27-jährige Lina Ben Mhenni zählt zu den führenden AktivistInnen und ChronistInnen der friedlichen Revolution in Tunesien, die mit der Flucht des seit 1987 herrschenden Machthabers Zine el-Abedine Ben Ali, genannt ZABA, am 14. Januar 2011 ihren Höhepunkt erreichte. Das Protokoll des Widerstandes, den die heute als Dozentin für Linguistik an der Universität Tunis und als Übersetzerin tätige Aktivistin gemeinsam mit vielen ihrer Landsleute leistete und dem sie mit ihrem Blog "A Tunisian Girl" eine international viel beachtete Stimme gab, ist mehr als eine Chronologie des erfolgreichen Kampes gegen einen Diktator und seinen Clan. "Ich bin Bloggerin, und werde es bleiben", so beginnt Ben Mhenni ihren Report. Erzählt wird von bereits 2008 einsetzenden Aktionen gegen das Regime ZABA, die vor allem über Facebook und Twitter liefen und von Beginn an auch rigoros bekämpft wurden. Das Abschalten regierungskritischer Internetplattformen und die Festnahme von "Internauten" gehörten zur täglichen Erfahrung der friedvollen RevolutionärInnen, die sich dadurch aber nicht einschüchtern ließen. Ganz im Gegenteil: Die Repressionen stärkten, wie Ben Mhenni berichtet, ihr Selbstbewusstsein und förderten die Entschlossenheit, den eingeschlagenen Weg durch politische Aktionen auf die Straße und durch unermüdliche Dokumentation in Bild und Wort in die Welt zu tragen. Als Israel Ende 2008 in Gaza intervenierte und Hunderte Opfer unter der palästinensischen Zivilbevölkerung zu beklagen waren, beteiligte sich Lina Ben Mhenni an sämtlichen (vom Regime übrigens untersagten) Protestaktionen in Tunis und prangerte diese Aggression auch in ihrem Blog an. Sie engagierte sich aber auch gegen die Willkür des Trabelsi-Clans, der in der Hafenstadt La Goulette Polizeikräfte aufmarschieren ließ, um Bewohner aus ihren Wohnungen zu vertreiben und an Ort und Stelle Einkaufszentren zu errichten. Zwei Beispiele, die zeigen, wie breit die Fronten des Widerstands waren. Vor allem die Tragödie von Sidi Bouzid, wo der junge Gemüsehändler Mohamad Bouazizi am 17. Dezember 2010 durch Selbstverbrennung die Fackel des Aufruhrs neu entfacht hatte, einte das Volk, verband "die Anwältin und die Prostituierte", stärkte die Geschlossenheit des tunesischen Gewerkschaftsbundes UGTT und richtete die Aufmerksamkeit der Blogger und der Medien auf den tunesischen Widerstand. "Anonymous", das internationale Hacker-Kollektiv, solidarisierte sich am 2. 1. 2011 mit einer ebenso knappen wie klaren Botschaft: "Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns." (S. 25) Eine rasant anwachsende Zahl zunehmend widerständiger BürgerInnen hat die Botschaft verstanden, mitgetragen und sich dabei der "Neuen Medien" bedient: Im Oktober 2009 zählten 860.000 Tunesier zur "Facebook"-Community, Ende Jänner 2011 waren es etwa 2,4 Millionen. Ein Zuwachs Der Traum von einer "anderen Welt", in der die Allgemeinen Menschenrechte für alle Realität sind, ist, angespornt durch den Arabischen Frühling 2011, heute lebendiger denn je. Lina Ben Mhenni, der auch persönlich durch die Transplantation einer Niere ein zweites Leben geschenkt wurde, ist Botschafterin und Wegbereiterin dieser neuen Welt, und "das Netz" ist für sie - weit über Tunesien hinaus - das Medium, das diese Veränderung möglich macht. Jenseits parteipolitischen Engagements, das sich nach Ansicht der Autorin darin erschöpft, "andre kleinzureden sowie Tagungen und Versammlungen zu organisieren, [ |
