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Annotation: Die alttestamentarische Erzählung über den Hirten David, der den Krieger Goliath besiegt, ist in ungewöhnlicher Perspektive und mit historisch-kritischem Ansatz aus der Sicht eines ägyptischen Leibeigenen spannend und lehrreich erzählt. "David war ein Hirte / Goliath ein Krieger / David blieb Sieger." Diesen kraftvollen Mythos, den Friedl Hofbauer in ihrem Kindergedicht anspricht, diesen kraftvollen Mythos von der potentiellen Macht des Kleinen gegen den Großen, des Schwachen gegen den Starken, von der Steinschleuder gegen das geschmiedete Schwert verkörpert in den Erzählungen des Alten Testaments niemand intensiver als der Hirte David, der den Krieger Goliath besiegt und selbst zum König gesalbt wird. Zitelmann versucht, diesem Mythos auf den historisch evaluierbaren Grund zu gehen. Vorsichtig und weiträumig schreibt er sich an das zentrale Thema seines Erzählvorhabens heran. Nähert sich aus der Perspektive eines im ägyptischen Sold stehenden Ammoniters, der nach einer verlorenen Schlacht in die Leibeigenschaft Jonatans, des Sohnes von Scha-ul (bei uns besser bekannt unter dem Namen Saul), gerät. So entsteht ein buntes Bild aus der Zeit, da aus Gründen der Selbstverteidigung die staatenlose Gemeinschaft der hebräischen Nomadenstämme sich zu einem wehrhaften Staatsgefüge zusammenzuschließen beginnt - nicht zuletzt mit dem Wissen und der Erfahrung von Paltu, dem Ich-Erzähler, der schon bald nicht nur Waffenträger sondern Freund Jonatans wird. Glaubwürdig wird durch seine Person die rasche Gelehrigkeit und Anpassung der frei und gleichberechtigt lebenden Hebräer an eine einschnürend militante Staatsräson vollzogen. Glaubwürdig wird durch seine Außensicht auf die persönlichen Querelen der Hebräer eine scharfe und völlig ungewohnte Analyse auf die nachträglich zurechtgefeilten Heroengeschichten rund um David dargelegt. Eine Kombination aus angehäuftem Sachwissen über Zeit und Gesellschaften vor dreitausend Jahren und zwischenmenschlichen Kontroversen, die - vorgetragen in einer alte Rhythmen und sprachlichen Reichtum von Psalmen und altägyptischer Lyrik nachahmenden Sprache - an Spannung nichts zu wünschen übrig lässt. *ag* Inge Cevela |
